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Aktuelle Meldung



16.12.2014 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS/ELKER: Christ werden und Christ bleiben in Baschkortostan




Eindrücke von einer Besuchsreise in die Propstei Ufa der ELKER

 

Im November 2014 besuchte Bischofsvikar Norbert Hintz zum wiederholten Mal die Propstei Baschkortostan der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland. Hier sein Bericht:



Bischofsvikar Norbert Hintz (2. v. r.) beim Beusch in Alexandrowka bei Ufa in Baschkortostan. – Bild: Hintz

Die Propstei Baschkortostan schätzt den Kontakt zum Martin-Luther-Bund sehr. Wie oft war die »Hilfe aus Erlangen« grundlegend. Immer wieder gibt es auch einen Grund zu einer erneuten Einladung nach Ufa. So war ich wieder im November 2014 dort. Bei jedem Besuch stehen mir »Früher« und »Jetzt« vor Augen: Früher ein kleiner Gottesdienstraum, in dem noch verfremdeten, entstellten Gebäude, was einmal Kirche war. Und jetzt sieht jedermann – eben schon seit 2010 – wieder ein kleines, schönes Gotteshaus, mit guter, geistlicher Ausstrahlung auf alle Kommenden, auf alle Vorbeigehenden – und vielleicht auch auf alle immer noch innerlich Vorbeisehenden!

 

In einem Sitzungsraum der Kirche versammelten sich in den Tagen meines Besuchs, zu täglich zwei verschiedenen Terminen, Frauen und Männer, um mit mir den Galaterbrief des Apostel Paulus zu lesen und zu begreifen. Durch das doppelte tägliche Terminangebot konnte man sich nach den eigenen, täglichen Normal-Verpflichtungen auswählen, welcher Bibelstunden-Termin besser in den Regelablauf des Tages passt: Am Nachmittag? Oder am Abend? In einer Gemeinde im großstädtischen Umfeld in Blick auf die im Bau sich befindende neue, weitere Moschee »Ljalja Tjulpan« klingt es anders als bei uns in der Bundesrepublik, wenn wir das Selbst-Zeugnis aus der Hand des Apostel Paulus lesen können. Er schreibt von sich im Galaterbrief – in der 3. Person: »Der uns früher verfolgte, der predigt jetzt den Glauben, den er früher zu zerstören suchte, und priesen Gott über mir« (Gal 1,23–24). Fast von selbst ergab sich das Nachdenken über die aktuellen Probleme in Familie, Stadt und Kirchengemeinde und Staat. Und still freute man sich aneinander, dass man sich »Zeit nahm, über die Wahrheit des christlichen Glaubens (erneut) zu staunen: Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Was für eine strahlende Zusage!

 

Gleich am ersten Arbeitstag für mich feierten wir einen Gottesdienst in der kleinen, durch Wegzug und Sterben existenzgefährdeten Dorfgemeinde Prischib. Die Ortsbürgermeisterin war mit dabei. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken im Anschluss an den Gottesdienst sagte sie Kooperation zu, wenn versucht wird, erneut Gemeinde zu sammeln.

 

Hoffnung gebende Hinweise gab es bei einem Besuch eines Landwirts, der seinen eben gebauten und winterfest gemachten Viehstall präsentierte. Im Herbst 2013 war das ein Plan, nun ist dies große Stück Arbeit – vor dem Winter – gelungen. Sein Wunsch: »Hier in dem Stall wollen wir beten!« An einem Nachmittag nahm ich erneut – jetzt das vierte Mal – an der Sitzung des Ural-Fonds teil. Zwischen den Bevollmächtigten des Staates, des Fonds und der lutherischen Kirche, kam es erneut zu einem Austausch über die Zukunftspläne. Die Kirchengemeinde Ufa eröffnete in dem Forum den Plan, eine kleine Diakonie-Station zu gründen und zu betreiben. Das Gebäude – im Rohbau fertig und sichtbar – signalisiert die Ernsthaftigkeit dieses Plans. Erzbischof Dietrich Brauer war extra zu dieser Sitzung von Moskau gekommen.

 

Auch zu einem Besuch der römisch-katholischen Kirche der Ufa-Region kam es. Sie – wie wir Lutheraner in der Minderheit lebend – versuchen den Menschen nahe zu sein. Auf einem Gelände, das in sich Ruhe ausstrahlt, versuchen sie, römisch-katholischen Glauben zu repräsentieren. Ein internationales Pfarramtsteam steht dafür ein: Eine Ordensschwester aus Graz/Österreich, ein Ordensbruder aus der Schweiz sowie der Leiter dieses Teams aus Nordamerika gehören neben weiteren Mitarbeitenden dazu. Ein Shuttle-Bus sammelt in der Region Kontaktwillige auf, um ihnen die Möglichkeit zu geben, christ-katholischen Glauben zu leben. Die Schwestern und Brüder nahmen uns auf: Zeit zum Gespräch, zum gemeinsamen Gebet, zum Austausch über Arbeitsmethoden war da. Man freute sich gemeinsam an JESUS CHRISTUS, dem HERRN der Kirche, sowie an den Möglichkeiten, den einen Herrn Jesus Christus in seiner Vielfalt zu bezeugen.

 

Der Gottesdienst in Ufa, am Ewigkeitssonntag, sammelte besonders diejenigen, die um Angehörige trauerten. Immer wieder staune ich über die präsente Kraft der Heiligen Schrift: Sie schafft es, uns auszurichten auf den, der tröstet: Weil ER war, ist und bleibt – in Ewigkeit. Jesus Christus, das A und O – weltweit, weltzeit-lang.

 

Neu war für mich, in einer Hochhauswohnung im 6. Stock Gast zu sein. Der Ehemann und Familienvater Rustem, auch Lektor und Kirchenvorsteher in der Gemeinde, nahm mich mit zu seiner Frau und dem Sohn, der mit seinen 13 Jahren so viel Englisch verstand und sprach, dass manche Sprachbarriere schnell überbrückt werden konnte. Dort »von oben« aus dem Fenster auf andere Hochhäuser zu schauen, das »machte etwas mit mir«: In meinem Herzen war der Gedanke: Nicht nur elektrisches Licht, nicht nur weihnachtliche Illumination war in den Zimmern nötig, sondern wohl auch das Licht dessen, von dem der Evangelist Johannes sagt: »Jesus – fleischgewordener Gottessohn – ER – das Licht scheint in der Finsternis!«

 

Viele von Ihnen helfen in der Fürbitte und im finanziellen Teilen mit unserem Martin-Luther-Bund, sie mit den Menschen unserer Generation und Welt. Dies ermöglicht und trägt solche Diaspora- Besuche.

In Dankbarkeit grüßt Sie
Ihr Norbert Hintz
Bischofsvikar ELKER