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Aktuelle Meldung



20.11.2014 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS/ELKUSFO: 18. Deutsche Kulturtage Wladiwostok, 1.–12. Oktober 2014




Die 18. Deutschen Kulturtage Wladiwostok standen unter dem Motto »›2014 – 100 Jahre Erster Weltkrieg, 75 Jahre Zweiter Weltkrieg, 25 Jahre Fall der Berliner Mauer‹. Europa und Russland heute«. Propst Brockmann berichtet:



Man kann diese besonderen Kulturtage in drei Teile gliedern:

I. Der politische Teil,
II. Der festliche Teil,
III. Der normale Teil.

 

I) 2014 ist ein besonderes Jahr in der Weltgeschichte: Drei Kriege haben ihre Jubiläen – der Erste Weltkrieg, der Zweite Weltkrieg und der sogenannte »Kalte Krieg«. Das wollten wir bedenken; aber nicht als Ehrung von Veteranen, sondern mit der Frage: Was sind denn die positiven Früchte dieser drei negativen Ereignisse?

 

Für Europa ist das klar: Der Weg zur Europäischen Union, deren Keim und Kern die deutsch-französische Freundschaft ist, war ein ganz wichtiger Faktor. Und da sind wir sehr froh, dass uns die französische Botschaft eine Ausstellung mitbrachte, die uns in Bildern und in russischer Sprache die Entstehung dieser weltgeschichtlichen Freundschaft und ihren Weg in die Europäische Union zeigt.

 

Mit der Präsentation dieser Ausstellung auf unserem schönen Kirchplatz eröffneten wir am 1. Oktober unsere Kulturtage. Von der französischen Botschaft waren hinzugekommen: der Botschaftsrat 1. Klasse Nicolas de la Coste und die Koordinatorin der Alliance Francaise, Mireille Cheval.

 

Eine besondere Freude war es uns, dass auch die polnische Botschaft dieses Mal mit zwei hohen Vertretern dabei war: Gesandter Jaroslaw Ksiazek und Botschaftsrat 1. Klasse Adam Sadownik. Außerdem schickte uns die polnische Botschaft auch den bedeutenden Organisten Witold Salewski aus Krakau! Außerdem erschien Generalkonsul Marek Zelinski aus Irkutsk.

 

So waren diese drei Länder – Polen, Deutschland und Frankreich –, die es im Laufe der letzten Jahrhunderte immer so schwer miteinander hatten, bei uns in Wladiwostok vereint! Die deutschen Kulturtage waren dadurch zu so etwas wie Europäischen Kulturtagen geworden!

 

Am ersten Abend in der Pauluskirche (1. 10.) stand das Thema »Die friedliche Vereinigung Europas als Frucht zweier blutiger Kriege und der Beendigung des ›Kalten Krieges‹« im Mittelpunkt. Vortragende waren Botschafter a.D. Dr. E. J. von Studnitz, Botschaftsrat N. de la Coste, Gesandter J. Ksiazek und Botschaftsrat Wolf Grundies.

 

Doch wo befindet sich Russland nach dem Ende dieser drei Kriege? Um diese Frage ging es am zweiten Abend, dem 2. 10., unter dem Titel »Der besondere Weg Russlands zu Frieden und Blüte und seine Rolle in der gegenwärtigen spannungsreichen Welt«. Dies war auch der spannungsreichste und interessanteste Abend. Eine Organisation und zwei Vortragende hatten ihre Teilnahme abgesagt, offensichtlich aus Furcht vor der gegenwärtigen politischen Lage. Aber gerade dadurch war dieser Abend unter Teilnahme aller Generationen und der verschiedenen politischen Richtungen umso lebendiger. Wir sind stolz, dass wir auch »heiße Eisen« angefasst haben. Die Referenten waren alle aus unserer Stadt Wladiwostok.

 

 

II) Der festliche Teil bestand aus zwei Empfängen in der Pauluskirche:

 

1.) Der Empfang zu Ehren des deutschen Nationalfeiertages »Tag der deutschen Einheit« am 3. Oktober, gegeben vom Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland Jaroslaw Kotyk und der deutschen Botschaft in Moskau und

2.) der Empfang am 6. Oktober, gegeben vom deutschen Botschafter in Moskau, Herrn Rüdiger Freiherr von Fritsch, auf dem dieser » Propst Manfred Brockmann das Bundesverdienstkreuz verlieh.

 

 

III) Normal wie immer war der Gang in die Universitäten, dort die Treffen mit den Studenten:

 

das Treffen der Deutschstudenten im Goethe-Lesesaal (Dozentin Ludmilla Kornilowa), diesmal mit dem Thema »Das Thema Krieg in der deutschen Literatur«,

der schon traditionelle »Abend der polnischen Musik« mit der Wladiwostoker nationalen Organisation »Dom Polski«,

vier (!) Orgelkonzerte in der Pauluskirche, zwei mit Christian Lorenz (Pfungstadt, Deutschland) und zwei besonders hervorragende mit Witold Zalewski (Krakau, Polen),

ein Konzert von Bläsern und Streichern aus der Wladiwostoker Oper, bei dem uns besonders das Klarinettenquintett von W.A. Mozart bezauberte,

und das große Abschlusskonzert mit dem Ensemble »Concertone« unter Leitung unseres Alexander Borghardt.

 

Fast alle Veranstaltungen fanden in der Pauluskirche Wladiwostok statt. Diese hat damit wieder einmal bewiesen, dass sie eine Kirche mitten im Leben der Stadt und für die Stadt ist, immer offen, viel besucht und – wie unser Gemeindepräsident Konstantin Pawlenko oft sagt: »Die Menschen gehen mit anderen Gesichtern aus ihr heraus als sie hineingekommen sind, nämlich getröstet.« Ja, der Ort, die Gottesdienste, besonders die Musik, sind für sie Trost in ihrem schweren Leben.

 

Wir danken allen, die die nicht leichte Organisation dieser besonderen Kulturtage auf sich genommen haben, wir danken allen Teilnehmern und Gästen, die die weite Reise zu uns gemacht haben, wir danken allen, die unseren Kulturtagen nun schon 18 Jahre die Treue gehalten haben, und wir danken besonders unseren Sponsoren, die uns ja auch die Treue gehalten haben!

 

Manfred Brockmann, Pastor an der Pauluskirche zu Wladiwostok, Propst des russischen Fernen Ostens, deutscher Honorarkonsul a.D.

 

» Die Pauluskirche in Wladiwostok (GoogleMaps)