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Aktuelle Meldung



03.12.2018 - Kategorie: ELKRAS

UKRAINE: Aufbruch in der Ukraine. Neuer Bischöflicher Visitator eingeführt




Kiew, Ukraine: Pavlo Shvarts, Pfarrer der Gemeinde in Charkiw, wurde zum neuen Bischöflichen Visitator der Deutschen Evangelischen Kirche (DELKU) in der Ukraine eingeführt. Am Samstag, dem 1. Dezember 2018 fand der feierliche Gottesdienst in der St. Katharinen Kirche in Kiew statt. Die Einführung leitete der Vorsitzende des Bischofsrates der ELKRAS, Bischof Alexander Scheiermann (Omsk) Beteiligt waren der Leitende Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Polen, Jerzy Samiec, Bischof Dr. Pál Lackner aus Ungarn und Bischof Markus Schoch aus Georgien.



Der neue Bischöfliche Visitator Pavel Shvarts nach dem feierlichen Gottesdienst im Kreise seiner Familie. – Bild: Bruncz

Bischof Scheiermann warnte in seiner » Predigt (PDF, 348 kB) anhand des Traumes des babylonischen Königs Nebukadnezar beim Propheten Daniel vor den Menschen, die Grenzen überschreiten und Gott missachten und erinnerte an den »heiligen Wächter« (Daniel 4,10), der Gottes guten Willen verkündet und in Gottes Auftrag zur Umkehr ruft.

Bemerkenswert war die politisch-öffentliche Teilnahme. Der zuständige Vertreter des für Religionsgemeinschaften zuständige Kulturministeriums, Andrij Yurash, äußerte sich zuversichtlich zu der begonnenen Erneuerung der DELKU. Der Vertreter der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland verband die Hoffnung »auf ruhigere und sichere Fahrwasser« mit der Zusage weiterer Unterstützung.

Groß war die Anteilnahme aus den 14 und mehr Gemeinden der DELKU, die die erneuerte Kirchenleitung und den Neuanfang in der DELKU unterstützen. Groß war auch die Anteilnahme der Schwesterkirchen im Ausland. Weitere Grüße und Segenswünsche kamen vom Lutherischen Weltbund von Dr. Ireneusz Lukas, dem Europareferenten und Interims-Direktor für Mission und Entwicklung, aus Deutschland vom Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes, von Landesbischof Dr. Bedford-Strohm für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, von Bischöfin Petra Bosse-Huber für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), von der Schlesischen Evangelischen Kirche A.B. in der Tschechischen Republik und von der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, weiter aus den USA, Schweden und Kirgistan.

Grüße und Segenswünsche kamen auch vom Vertreter der Griechisch-Katholischen Kirche in der Ukraine. Ebenfalls vertreten waren die Orthodoxen Kirchen in der Ukraine.

Grundlage der Einführung und Segnung war ein Beschluss der Synode der DELKU vom 9. Oktober 2018 in Odessa. Dort wurde mit deutlicher Mehrheit der Gemeindevertreter und Pastoren dem bisherigen bischöflichen Amtsinhaber, dessen Wiederwahl anstand, das Misstrauen ausgesprochen, Pavlo Shvarts für ein Jahr zu Bischöflichen Visitator gewählt, ebenso ein neues Präsidium der Synode. Diese Synode fand unter schwierigen Bedingungen statt. Der abgewählte Maschewski protestiert heftig gegen diese Beschlüsse und lässt in ausfallendem Tonfall, mit Briefen in alle Richtungen und mit und allerlei undurchsichtigen Taten nichts unversucht, um diese Erneuerung der DELKU zu verhindern. So wurde Bischof Alexander Scheiermann, der deutscher Staatsbürger ist, mehrere Stunden die Einreise in die Ukraine verweigert, weil angeblich eine namentliche Einreisesperre gegen ihn vorlag. Die Sperre hatte aber nichts mit dem Kriegsrecht in der Ukraine zu tun. Die Deutsche Botschaft musste intervenieren.

Zum Hintergrund: Seit seiner Einführung 2014 hatte Serge Maschewski, der deutscher Staatsbürger ist – angeblich, um Korruption zu beseitigen -, Schritt für Schritt jeden Pfarrer und Mitarbeiter, der ihm widersprach oder nicht uneingeschränkt unterstützte, ausgeschlossen und entlassen, auch  Gemeinden ausgeschlossen, Dienstwagen und Eigentum beschlagnahmt und eine Kirchenbesetzung in Kiew versucht. Insgesamt 22 Prozesse hat er gegen Mitarbeiter und Gemeinden angestrengt. Zwei Drittel der Pastoren sind entlassen worden, über die Hälfte der Gemeinden wurden aus der Kirche und ihren Räumen hinausgeworfen, einige Gemeinden nahmen nicht mehr an den Synoden teil – aus Angst vor Gerichtsprozessen. Die ursprüngliche Synode war zuletzt auf ein Viertel ihrer ursprünglichen Größe zusammengeschrumpft. Maschewskis Entourage umfasste zuletzt eine Handvoll Geistlicher, einen kleinen Mitarbeiterstab für mutmaßlich sieben Gemeinden, aus denen aber zunehmend auch Signale der Unzufriedenheit kommen.

In den leidvollen Jahren bildeten die Ausgeschlossenen eine Arbeitsgemeinschaft und gründeten einen Missionsbund. Mit anwaltlicher Hilfe entdeckten sie, dass sie als Gemeinden immer noch beim staatlichen Register der Kirche geführt wurden. Damit hatten sie einen satzungsgemäßen und gesetzlichen Anspruch auf Zulassung und Teilnahme bei der Synode. Sie erschienen alle bei der Synode am 9. Oktober. Eine Registrierung wurde verweigert, angeblich weil diese bereits abgeschlossen war. Maschewski versuchte angesichts der ihm ergeben verbliebenen winzigen Schar Synodaler die Synode abzusagen und erkrankte vorsichtshalber. Doch die anderen Synodalen ergriffen mit ihrer weit mehr als das Quorum umfassenden Zahl die Initiative und hielten die Synode ab. Die Eintragung der Ergebnisse wurde beim staatlichen Register am 11. Oktober 2018 vollzogen und dokumentiert.

Auf noch nicht aufgeklärte Weise wurde nachträglich die Registrierung zum 10. Oktober wieder geändert, was nach den dokumentierten und gesiegelten Unterlagen gar nicht möglich erscheint. Der Fall wird nun vom Justizministerium der Ukraine untersucht. Eine Ungereimtheit reiht sich an die andere. Eine weitere Synode soll Maschewski am 20./21. Oktober 2018 in Dnipro (Dnepropetrovsk) abgehalten haben, doch es mehrt sich die Zahl der Zeugen, die ihre angebliche Teilnahme an diesem Ort bestreiten.

Auf Bitten der erneuerten Kirchenleitung der DELKU besuchten die Bischöfe Alexander Scheiermann und Alfred Eichholz (Kirgistan) am 6./7. November 2018 Kiew und sprachen getrennt mehrere Stunden mit der Kiewer Kirchengemeinde, mit Maschewski und Vertretern der neuen Kirchenleitung der DELKU. Doch in der Folge zeigte sich keinerlei Einsicht bei Maschewski.

Umso bemerkenswerter ist ein » pastoraler Brief (PDF, 154 kB) vom 21. November 2018 der Geistlichen der DELKU zum Buß- und Bettag an ihre Gegner. Darin findet sich die Einladung zum gemeinsamen Wirken für die Gemeinden und die Kirche, dazu die Bereitschaft, alle gegenseitigen Klagen vor Gericht einzustellen und ausdrücklich die Ausrichtung einiger Pfarrer der widerständigen Gruppe zu Positionen der Missouri-Synode und des International Lutheran Council auch jenseits der lutherischen Weltgemeinschaft des LWB zu respektieren und zu integrieren. Maschewski warb in der entsprechenden Richtung in den vergangenen Jahren in den USA, in Litauen, Lettland und in Russland bei der Ingermanländischen Kirche und einer kleinen Splitterkirche in Sibirien. Es bleibt abzuwarten, wie die Angesprochenen auf dieses Werben eingehen.

Doch die Antwort auf das Versöhnungsangebot war harsch und deutlich: Maschewski  bezeichnet das Schreiben als »Gefasel von Geistesgestörten für schwachsinnige Leser«. Und er wirft anderen vor, was er selbst tut: Gottesdienste stören, Autos dem Kircheneigentum entwenden, sich Immobilien unter den Nagel reißen. Maschewski sitzt noch immer in Odessa auf dem Siegel und dem größten Immobilieneigentum der Kirche, das mit Hilfe der bayerischen Landeskirche eingerichtet worden war, um der ganzen Kirche zu einer wirtschaftlichen Lebensgrundlage zu verhelfen.

Mit der Einführung am 1. Dezember in Kiew ist nun ein wichtiger Schritt weiter getan, aber es bleibt viel zu tun beim Aufbruch und Neuanfang in der DELKU. Dafür bitte wir unsere Leser um Gebet, Anteilnahme und Unterstützung.

Pfarrer Michael Hübner
Generalsekretär

 

Auf der » DELKU-Website finden Sie weitere Nachrichten in ukrainischer, russischer und deutscher Sprache.

 

Zur Einführung des Bischöflichen Visitators Pavlo Shvarts finden Sie » hier einen knapp 17-minütigen Film.