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Aktuelle Meldung



21.02.2011 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS: Stellungnahme des Propsteirates der Propstei Kaliningrad zur Frage der Übergabe der historischen Gebäude




Im Propsteibrief für Februar und März 2011 dokumentiert Propst Jochen Löber, Kaliningrad, eine Stellungnahme des Propsteirates zur Frage der Übergabe historischer Gebäude im Gebiet der Kaliningradskaja Oblastj. Diese Stellungnahme hat folgenden Wortlaut:



Der Dom in Kaliningrad – Foto: Brunswyk/Wiki Commons

»In diesen Monaten ist die Politik der Übergabe von alten historischen, darunter auch vielen kirchlichen Gebäuden im Kaliningrader Gebiet in aller Munde. Mit diesem Schreiben beziehen wir, die Evangelisch-Lutherische Propstei Kaliningrad, zu dieser Frage Stellung.

 

Zunächst einmal bringen wir zum Ausdruck, dass in der Vergangenheit mit Hilfe der Investitionen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) viele Kirchen erhalten und einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden konnten. Die ROK hat geholfen, viele alte Kirchen, darunter auch ehemalige evangelisch-lutherische Kirchen, zu erhalten.

 

An dieser Stelle müssen aber auch die Partnervereine aus Deutschland genannt werden. Gäbe es ihren hohen menschlichen und finanziellen Einsatz nicht, wären noch mehr Kirchen dem Verfall preisgegeben.

 

Wir sind der Meinung, dass Gebäude, die einen hohen geschichtlichen bzw. kunstgeschichtlichen Wert besitzen, nicht einer Konfession zugeordnet werden, sondern ›neutral‹ bleiben sollten als Kulturdenkmäler, Konzerthallen, Museen, Theater und ökumenische Andachtsräume. Das wichtigste Beispiel hierfür ist der Königsberger Dom. Wir denken gleichermaßen an die Katharinenkirche in Rodniki/Arnau, in der es wertvolle Fresken gibt. Wir denken an die ehemalige evangelisch-lutherische Kirche in Tschisdie Prudy/Tollmingkehmen, die im 18. Jahrhundert eine deutsch-litauische Gemeinde beherbergte und heute dem protestantischen Pfarrer und Dichter Kristijonas Donelaitis gewidmet ist.

 

Wir glauben, dass der kulturelle Wert dieser Gebäude sehr hoch ist. Fragen des Denkmalschutzes spielen hierbei eine wichtige Rolle. Die hier lebenden Menschen brauchen diese Kultur. Sie ist das kulturhistorische Erbe, das sie zu übernehmen und zu pflegen haben und an dem sie sich auch bilden können.

 

Wir nahmen in diesem Jahr zur Kenntnis, dass den Anträgen der Evangelisch-Lutherischen Propstei Kaliningrad auf Nutzung der Kirchen in Slavsk/Heinrichswalde und Druschba/Allenburg nicht entsprochen wurde. In Slavsk/Heinrichswalde feierte die evangelisch-lutherische Gemeinde seit vielen Jahren ihre Gottesdienste in der Kirche. Die Gemeinde hat in den zurückliegenden Jahren mit Hilfe der Partner aus Deutschland die Kirche restauriert und sie somit vor dem Verfall bewahrt. In Druschba/Allenburg haben wir eine ähnliche Situation. Diese Kirche wurde mit Hilfe der deutschen Partner der Gemeinde in Druschba teilrestauriert. Unsere evangelisch-lutherische Gemeinde nutzt sie seit Jahren und hat auch hier, wie in Slavsk, ein geeignetes Nutzungskonzept. In beiden Fällen gibt es den Wunsch der Gemeinden und der Partner, die Kirchengebäude weiter zu pflegen und sie damit zu erhalten.

 

Die evangelisch-lutherischen Gemeinden in Turgenowo/Groß Legitten und in Gwardeskoje/Mühlhausen treffen sich in Kirchen, für die es einen gültigen Nutzungsvertrag gibt, und pflegen sie weiter mit der Hilfe ihrer Partner. In der Kirche in Gwardeskoje/Mühlhausen liegt die jüngste Tochter des Reformators Martin Luther, Margarethe Luther, verh. von Kunheim, begraben. Die Gemeinde in Gwardeskoje ist stolz, an der Pflege dieses wichtigen historischen Erbes mitwirken zu können.

 

Alle hier genannten Kirchen nutzen wir als religiöse Objekte. Wir feiern darin Gottesdienste und wollen das auch in Zukunft tun. In der Evangelisch-Lutherischen Propstei gibt es 42 Gemeinden. Wir nutzen an insgesamt vier Orten eine Kirche. Ein Kirchengebäude ist in unserem Besitz. Die allermeisten Gemeinden treffen sich in Privatquartieren oder in Gemeindehäusern. Es gibt Kirchen, die für die Evangelisch-Lutherische Propstei interessant sind. An diesen Orten haben wir Gemeinden und für die Gebäude ein stimmiges Nutzungskonzept. Diese Gebäude tragen die evangelisch-lutherische Kultur, in deren Tradition die Evangelisch-Lutherische Propstei Kaliningrad steht.

 

Kaliningrad im Dezember 2010

Der Propsteirat.«