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Aktuelle Meldung



22.12.2010 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS/ELKUSFO: Otto Schaude neuer Bischof




Bei der Wahl des neuen Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten (ELKUSFO) wurde der 66-jährige Reutlinger Otto Schaude zum neuen Bischof dieser flächenmäßig größten Landeskirche der Welt gewählt. Die Wahl am 23. Oktober erfolgte einstimmig (bei einer Enthaltung). Zuvor war Otto Schaude vom Konsistorium (Kirchenleitung) einstimmig als einziger Kandidat benannt worden.



Ordination und Einführung von Bischof Schaude in Omsk: Pastor Dieter Grimmsmann, Bischof Jurij Nowgorodow, Erzbischof August Kruse und der Bischöfliche Visitator Dietrich Brauer (v.l.). – Foto: ELKUSFO

Otto Schaude stammt von dem kleinen Dorf Wippingen (Alb-Donau-Kreis) auf der Schwäbischen Alb. Nach dem Abitur in Ulm studierte er von 1962 bis 1965 an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen und war zunächst Grundschullehrer in Reutlingen. 1970 wurde ihm die Schulleiterstelle in Reutlingen-Altenburg übertragen. 1975 wurde er Rektor der Freien Evangelischen Schule, die er 1973 mitgegründet hatte. Aus kleinen Anfängen heraus wurde diese Schule unter seiner Leitung zu einer fünfzügigen Grundschule und zweizügigen Hauptschule ausgebaut und gewann eine wichtige Position innerhalb Schulwesens in seinem Land – vor allem durch ihre bewusst christliche Prägung und innovative Arbeit.

 

1991 wurde Otto Schaude zum Leiter des landeskirchlichen Altpietistischen Gemeinschaftsverbandes berufen und von Landesbischof Theo Sorg in dieses geistliche Amt eingesegnet. Der Verband arbeitet an ĂĽber 500 Orten in WĂĽrttemberg mit gut 60 Mitarbeitern, vor allem mit Bibelstunden, Kinder- und Jugendarbeit Seminaren und Freizeiten. Zum Gemeinschaftsverband gehört auch das Christliche Gästezentrum Schoenblick bei Schwäbisch GmĂĽnd, welches mit ĂĽber 400 Betten das größte Tagungszentrum innerhalb der WĂĽrttemberger Landeskirche ist.

 

Otto Schaude bekleidete eine FĂĽlle von wichtigen ehrenamtlichen Aufgaben innerhalb der Christlichen Pädagogenarbeit und der Kirche. So war er u.a. 24 Jahre lang von 1983 bis 2007 Mitglied der Evangelischen Landessynode, davon 18 Jahre Vorsitzender des Ausschusses fĂĽr Bildung und Erziehung und Mitglied des Ă„ltestenrates. Lange Jahre fungierte er als Sprecher des Gesprächskreises »Lebendige Gemeinde«. Auch im »Gnadauer Verband« – dem Dachverband des innerkirchlichen Pietismus in Deutschland – hatte er wichtige Aufgaben ĂĽbernommen.

 

Als Schaude im November 2008 in den Ruhestand trat, wurde er von der Leitung der Liebenzeller Mission (LM) gebeten, die Gemeinden und Mitarbeiter im Ural und im westlichen Sibirien zu besuchen. Die LM hat seit 2001 dort auf Bitten der ELKUSFO eine wichtige Arbeit aufgebaut, vor allem im Ural. Die meisten dortigen evangelisch-lutherischen Gemeinden waren als »Brüdergemeinden« durch deutschstämmige Bürger der Sowjetunion entstanden, die dort unter unsäglichen Nöten und auch unter Unterdrückung als Deportierte, Verbannte und Kriegsgefangene lebten. Diese Gemeinden waren teilweise stark gewachsen (weithin auch trotz der Verbote). Seit der Gorbatschow-Ära setzte jedoch eine sehr starke Auswanderungswelle nach Deutschland ein, so dass oft nur wenige (meist ältere Menschen) zurückblieben. Vor allem fehlt es an Leitungspersonen und Mitarbeitern.

 

Otto Schaude hat nun auf Bitten der Liebenzeller Mission (Bad Liebenzell) im Jahre 2009 gemeinsam mit seiner Frau Brigitte zwei Besuchsreisen gemacht, zahlreiche Mitarbeiter und Gemeinden besucht, viele Gottesdienste und ein Mitarbeiterseminar gehalten und von der Synode der ELKUSFO im Oktober in Omsk das Hauptreferat zum Thema »Der Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Sibirien heute« gehalten. Im Mai 2010 erhielt er ĂĽberraschend die dringliche Bitte, das Bischofsamt zu ĂĽbernehmen, weil der seitherige Bischof August Kruse (69 Jahre alt – 1941 als Baby deutscher Eltern in den Ural deportiert) Erzbischof in St. Petersburg geworden war.

 

Die Ordination von von Otto Schaude und seine anschlieĂźende EinfĂĽhrung ins Bischofsamt nahm Erzbischof Kruse am 24. Oktober 2010 unter Anwesenheit weiterer Bischöfe und Vertreter der hannoverschen Landeskirche vor. Besondere Bedeutung gewann der Gottesdienst durch die Anwesenheit von Metropoliten Feodosij, des russischen orthodoxen Metropoliten von Omsk. Dieser nahm zum ersten Mal an einem Gottesdienst der ELKUSFO teil.

 

Die Herausforderungen innerhalb der ELKUSFO sind vielfältig und z.T. riesig:

• die riesigen Entfernungen (Das Gebiet erstreckt sich vom Ural bis Wladiwostok ĂĽber sieben Zeitzonen und 8000 km),

• die Umstellung der gesamten Arbeit von der deutschen auf die russische Sprache (Gottesdienste, Liederbücher, Mitarbeiterhilfen),

• endlose soziale Herausforderungen, vor allem in den riesigen Industriezentren Sibiriens (Straßenkinder, Alkoholsucht, hohe Arbeitslosigkeit, Altersarmut),

• Gewinnung und Begleitung von Mitarbeitern und Leitungspersonen,

• die hohe Bedeutung von Treffen der Pastoren und Mitarbeitern (Seminare, Fortbildung), die zugleich wegen der Entfernungen schwierig sind (teilweise tagelange Bahnfahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn),

• die Finanzprobleme: Ca. 90 % des Haushalts werden durch Spenden und ZuschĂĽsse aus deutscher Landeskirchen gedeckt.

• die Frage der Gebäude: Fast alle Kirchen und »Bethäuser« wurden in der Zeit des Kommunismus abgerissen.