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Aktuelle Meldung



13.07.2017 - Kategorie: Rumänien

RUMÄNIEN: Gemeinsame Synode von Lutheranern und Reformierten




Mit einer gemeinsamen feierlichen Synode am 4. Juli 2017 in Klausenburg gedachten die Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien und die Reformierte Kirche in Rumänien der ebenfalls gemeinsamen Synode beider Konfessionen im Mai 1571 in Mediasch. Diese war damals die letzte gemeinsame Synode vor der Trennung beider Richtungen der Reformation im Fürstentum Siebenbürgen, verbunden mit der Wahl von je einem Bischof.



Das gemeinsame Präsidium – Bild: Fónyad

Beide ungarischsprachigen Kirchen bekundeten vor wenigen Tagen feierlich ihre Zusammengehörigkeit und ihre Identität in Sprache und reformatorischer Tradition unter Beibehalten der konfessionellen Unterschiede. Im heutigen Rumänien leben in zwei Kirchendistrikten etwa 700.000 reformierte Ungarn. Die Landeskirche der Lutherischen betreut in 39 Kirchengemeinden etwa 35.000 Kirchenmitglieder, davon 5000 Slowaken, vorwiegend in Ungarisch und Slowakisch, es wird aber in einigen Gemeinden auch in Deutsch und Rumänisch gepredigt.

Am Vortag der gemeinsamen Synode tagte die lutherische Synode in der lutherischen Bischofskirche. In der anschließenden Abendandacht betonte der Bischof des reformierten Kirchendistrikts Partium István Csűry in seiner Predigt die Erkenntnisse der Reformation, die die Konfessionskirchen auch in der Gegenwart verbinden: Solus Christus, sola gratia, sola fide, sola scriptura.

Im Mittelpunkt des nächsten Tages standen die gemeinsame Synode in der Aula des gemeinsamen Protestantischen Theologischen Instituts und der gemeinsame Gottesdienst in einer reformierten Kirche, die traditionell als Kirche für Installationen von Bischöfen gilt. Vor 446 Jahren tagte eine solche Synode auf Drängen des Fürsten István Báthory zuletzt. Das Ziel war nicht eine Kirchenunion und eine gesetzgebende gemeinsame Synode. In der einstimmig angenommenen gemeinsamen Erklärung wird zuerst die historische Bedeutung der Reformation, der Verpflichtung des reformatorischen Erbes und des friedlichen Miteinanders gedacht.

Im gemeinsamen Gottesdienst, in dem der lutherische Bischof Dezső Adorjáni predigte, wurden nach in der jeweils eigenen Landeskirche erfolgreichem Ablegen des Examens pro ministerio acht reformierte Vikare und fünf lutherische Vikare bzw. Vikarinnen ordiniert. Die Besonderheit war, dass dies selbstverständlich nicht in einer »vermischten« Ordinationsliturgie stattfand, sondern jeweils nach eigener Liturgie und doch in einem gemeinsamen Gottesdienst.

Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland wohnten der Synode wie auch den Gottesdiensten bei, so aus Ungarn, den USA, den Niederlanden, Irland und der Lippischen Landeskirche. Der Martin-Luther-Bund war durch Pfarrer Pál Fónyad vertreten. In seinem Grußwort wies er auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Synode, wie etwa die Generalsynode A. und H.B. in Österreich, hin, deren Aufgabe die Wahrung der gemeinsamen Belange unter Beibehalten des jeweiligen status confessionis ist. In Anlehnung an das Motto des Martin-Luther-Bundes – »Darum, so lange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen« (Gal 6,10) – betonte er im Unterschied zum allgemeinen Zeitbegriff die gemeinsame Verantwortung vor Gott im Kairos Gottes.