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Aktuelle Meldung



04.09.2015 - Kategorie: Ungarn

UNGARN: Kirchliche Hilfen für Flüchtlinge




Täglich erreichen uns dramatische Nachrichten zur Situation von Flüchtlingen in Europa, in den letzten Wochen vor allem auch aus Ungarn. Bischof Dr. Tamás Fabiny, Budapest, hat zu den Aktivitäten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn folgende Erklärung übermittelt:



»Der Umgang mit Flüchtlingen ist seit Monaten eine schwerwiegende Frage in Europa. In den letzten Wochen wurde die Lage in Ungarn besonders dramatisch. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn beteiligt sich mit ihrem Dienst im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit aller Kraft an der Flüchtlingshilfe.

 

Als unmittelbare Krisenhilfe – und im Hinblick auf den drohenden Kälteeinbruch – werden in den Gemeinden und Institutionen kontinuierlich Kleider gesammelt. Ein System, steriles Verbandszeug, Schlafsäcke, Isolier-Matratzen und Decken zu sammeln und auch ehrenamtliche Helfer zu rekrutieren, ist im Aufbau. Besondere Bedeutung kommt hierbei der Organisation ehrenamtlichen Engagements zu. Deshalb initiierte das Diakonische Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche die Entwicklung einer speziellen Software, die – neben der Kommunikation in den sozialen Medien – bei der Koordination der ehrenamtlichen Arbeit wertvolle, professionelle Hilfe leisten wird.

 

In Kooperation mit dem Evangelischen Schülerheim am Rózsák-Platz in Budapest wird die Diakonie den am Ostbahnhof (Bahnhof Keleti) wartenden Flüchtlingen täglich 150 Portionen warmes Essen bringen. Am 4. September um 14 Uhr wird eine Gruppe von Pfarrern und Mitarbeitern des Landeskirchenamtes gemeinsam mit dem leitenden Bischof Péter Gáncs, dem Landeskurator Gergely Prőhle und dem für die Diakonie verantwortlichen Bischof Dr. Tamás Fabiny die Essensausgabe eröffnen und mit Hilfe der Mitarbeiter der vor Ort tätigen Hilfsorganisationen Mahlzeiten austeilen.

 

Das Diakonische Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche arbeitet zusammen mit dem Landesverband des Häuslichen Dienstes der Kinderärzte (HGYE), der eine Medikamentenspende für bedürftige Kinder zur Verfügung stellen wird.

 

In Anwesenheit von Bischof Péter Gáncs hat das Ökumenische Hilfswerk im Aufnahmelager Nagyfa bereits Pflegemittel für Kinder im Wert von 1 Million HUF (ca. 3200 EUR) im Namen der ELKU überreicht.

 

Auf Initiative des Internationalen Roten Kreuzes hat seine ungarische Mitgliedorganisation das Evangelische Fachkollegium für Roma Studierende in Nyíregyhaza darum gebeten, in der Flüchtlingsstation in Röszke ehrenamtliche Hilfe zu leisten. Die erste Hilfsgruppe von drei Studenten begann ihren Dienst am 30. August. Die zweite Gruppe folgt ihnen am 6. September.

 

Auch Kirchengemeinden und Pfarrer/innen leisten ehrenamtliche Hilfe. Sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Bevölkerung der Hauptstadt ist der Stadtbezirk VIII. – wegen der Nähe des Ostbahnhofes und dem Papst-Johannes-Paul-II.-Platz, wo sich die Flüchtlinge aufhalten – ein besonderer Ort. Mehrere Mitglieder der evangelisch-lutherischen Ortsgemeinden nehmen an der Hilfsarbeit und an der Koordination der Zusammenarbeit von kirchlichen und Zivil-Organisationen teil.

 

Auf den von der Flüchtlingswelle betroffenen Bahnhöfen hilft die Evangelisch-Lutherische Diakonie mit Orientierungs-Broschüren für die neuangekommenen Flüchtlinge, die sie zusammen mit der Zivilorganisation Migration Aid mit herausgegeben hatte. Diese Broschüren gibt es u.a. auf Englisch, Französisch, Persisch, Urdu und Arabisch. Als Ergebnis einer Beratung mit den Experten des Bayerischen Diakonischen Werkes versucht die Evangelisch-Lutherische Diakonie in Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen die Praxis der Bahnhofsmission/Bahnhofsdiakonie zu adaptieren, mit einer ergänzenden Hilfeleistung für die Menschen, die auf dem Weg sind.

 

Neben der Hilfe in der aktuellen Krisensituation möchte die ELKU die gesellschaftliche Integration der bereits aufgenommenen Flüchtlinge unterstützen. Darum hat sie sich mit dem Projekt »Integrationshaus« um Mittel des Fonds für Asyl, Migration und Integration (Menekültügyi, Migrációs és Integrációs Alap) beworben.

 

Wie am Anfang erwähnt, ist die Situation der Flüchtlinge in ganz Europa dramatisch. In Ungarn spüren wir besonders, wie groß die Spannung ist. Von Seiten unserer Kirche tun wir alles für die gegenseitige Annahme, die Wahrung der Menschenwürde und tätige Nächstenliebe, und wenden uns gegen Vorurteile und Hass.

 

Wir danken euch für die Unterstützung unserer konkreten Bemühungen. Wir bitten um eure Gebete für alle an dieser sehr komplexen und explosiven Situation Beteiligten.

 

Im Namen der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn:
Bischof Dr. Tamás Fabiny
Budapest, den 3. September 2016